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Weites leeres Land…

Hier kann meine neueste Audio-Ausgeburt angehört werden,
aber Vorsicht sei geboten, das Stück dauert 7 Minuten 23 Sekunden:
[Leider muss man etwas aufdrehen, im Rausche des Schaffens habe
ich nicht bemerkt, dass ich alles zu leise aufgenommen habe ):]

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Und hier noch mal zum mitlesen:

“Weites leeres Land ergießt sich meinem Blicke,
aber nur wenn ich die Augen fest zusammendrücke.”

Warum? Darum!

“Die Realität der Welt, total entstellt, in Bilden eingefangen,
dann digitalisiert, mit Statistik angefüttert und dann fehlinterpretiert.”

In dieser herrlichen von Photonengeneratoren erleuchteten und benzol-duftigen Nacht bewegte ich meinen Körper durch den Asphalt, ständig begleitet von den unzähligen Schatten meiner selbst, die sich vom Rückenlicht angetrieben auf den Boden projektierten. Mehrrädrige Vehikel streiften mich mit dem Luftdruck erzeugt durch rasende Velozität.

Mein Gedanke galt der Nahrungsaufnahme, als ich mich dem überdimensionalen Konsumkasten näherte, welcher zwischen den raumverschlingenden Betonbauten hervorklaffte. Die Häuser waren schematisch ausgerichtet und verliefen wie auf einem Raster. Inmitten aller Herbergen und Unterkünfte standen die Stätten der Bedürfnisbefriedigung. Feierliche Wand­plakaterie kündigte von einem Fest der Neuerungen und des Rausches am Konsum. Hier lag das Paradies auf der Lauer.

In den Katakomben der Einwegmassenartikel angekommen schlenderten mir possierliche Wesen entgegen. Eingepackt in die bunte Vielfältigkeit ihres Wahnsinns, griffen sie nach all den polyvinylchloriden Verpackungen, welche für sie Erfahrungswerte darzustellen schienen. Bei manchen funkelte das Antlitz förmlich, bei anderen verblasste der Blick in Richtung des Überangebots.

Vom Glück geblendet umherirrend stiess ich auf die Regale welche mit Körper-Instand­haltungsmitteln gespickt waren. Ich sah mich kon­frontiert mit Gerätschaften der Intim­zonen-Wachstumsbändigung, sowie mit zellstoffgefaserten Exkrement-Abtupfern auf pflanz­­­­­lich-chemischer Basis. Am häufigsten traten mir Pasten und Salben ins Auge, welche darauf aus waren die Erscheinungen des Alters zu vertuschen.

Obskurfarbene Tinkturen versprachen die Befreiung von Bakterioiden jeglicher Art.
All das bestärkte den Drang in mir mich wieder der Nahrungsaufnahme zu widmen.

Vielerlei schizophrene Produkte warben nach mir um einen Hauch in meinem Unterbewusstsein zu ergattern der mich zum Kauf animieren sollte. Ihre wahres Gesicht entblößen sie in Form von Fettleibigkeit, Zahnfleischschwund und Krebs, mal abgesehen von dem Suchtfaktor, hervorgerufen durch geschmacksverstärkende Substanzen.

In der Not der richtigen Auswahl ergriff ich wahllos Produkte und versuchte in den Geistesstillstand zu flüchten. Das ganze erschien mir höchst polytoxikoman. Und just in diesem Momentum erfassten meine hängegebeutelten Augen die Gesundheitsabteilung, wo chemische Keulen und Placebo-Pillen feilgeboten wurden. Vielseitig gefärbte Vitaminkapseln, welche sich im Organismus schrapnellartig ausbreiten und andere Präparate.

Mein Gehirn wurde von Stagnation erfasst und meine Begierde war auf künstliche Endorphine in Form von Schokoguß fixiert. Ohne jeden Zweifel war nun die Zeit gekommen diesem Tempel zu entschwinden.

Leblose technische Kadaver, die dafür geschaffen waren den Mensch der esoterischen Einheit seiner kranken Wünsche näher zu bringen, funkelten unter den Reflexionen der halogenen Scheinwerferflut als ich den Weg durch die Hightech-Kathedrale zurücklegte. Von den flackernden Dioden der Equalizer, Leuchtdisplays und Stand-by-Knöpfe wurde mein Sehnerv von Photonen beschossen um in mir die Sehnsucht nach fernen Galaxien zu wecken.

Die in strahlender Verschwendung badenden Atomstrom-Katalysatoren verrieten Heißhunger…

1 Kommentar

  1. El Ei
    20. July 2010

    | 11:57 am

    sehr gelungen! suchtfaktor :-9

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