Guten Mut zur Hässlichkeit!
Wo soll man anfangen, was soll man sagen, wenn man geistig und emotional konsequent durchgespült ist? Man kennt nur Symptome, kaum Ursachen. Zwar liegen sie nah vor einem, aber man möchte sie nicht wahrhaben. Es schmerzt! Die Unausweichlichkeit auf der Zunge ringt man nach Antworten, um der Antwort willen. Trotzdem bleiben nur Fragen. Fragen. Unausweichliche, unbarmherzige, unumgehbare Fragen über Fragen über Fragen. Man hat sie alle satt, gemästet liegt man dort rum, die Fragen gären im Bauch und weiten sich ständig aus und aus. Und ab und zu vernimmt man sie, als mieses kleines Fürzchen, das man sofort energisch wegwedelt. Und noch mehr frisst man in sich hinein. Denn es gibt kein Ventil dafür ohne andere zu schädigen. Also immer rein damit! Bis man letztendlich unter dem gewaltigen Druck, der sich dort aufgestaut hat zerplatzt. Dann bekommt auch die Umwelt etwas davon mit. Belastbarkeit, ja hat man die denn wirklich? Wie weit geht sie? Wann zerschellt der Sarg den man um sich gehüllt hat, als quasi geistige Leiche, an der nächsten übermächtigen gesellschaftlichen Klippe die man nicht umschippen kann? Wohin geht mein Hass dann? Zurück zu mir, führt er, da wo er herkommt, da wo er hingehört, der Arsch! Energie vergeht nicht, sie wandelt sich nur um. Soll man meinen. Also stehe ich unter Strom. Nun gut. Genug! Ein feines Aggressionspotenzial darf nicht verschwendet werden. Also ran an den Speck! Es muss etwas geschehen. Man muss nicht vernichtende Destruktivität ausleben, man kann auch einfach nur Hässliches schaffen, ohne etwas zu zerstören. Das sieht man doch heut allerorten. Mein Blick geht hin zur architektonischen Entwicklung, zur modernen Kunst, zur maroden Weltwirtschaft, zur phrasenvollen Politik. Das ist hässlich! Wie ist es nur um den Geisteszustand des Homo, ach doch so, Sapiens bestellt? Die Symptome deutend, kann es nur katastrophal sein.
Schön und gut: Also guten Mut zur Hässlichkeit!
Autosuggestion
Ich glaube das triffts momentan ganz gut. Die Situation an sich ist ja schon strapaziös. Man sage: “Es wird immer besser werden”, jeden morgen mehrfach vor sich hin. Émile Coués Methode der Autosuggestion wird mich noch in den absoluten Wahnsinn treiben, sie ist ja auch schon fast 150 Jahre alt. Juhu! Das Jubiläum ruft! Was? Ich glaub ich muss bald kotzen bei all den Jubilarien…
Schimpf und Schande
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Pest durch Worte, Schimpf und Schande,
jedes Wort, gleich welcher Lande
Auf des Wortes Weges Klagen,
Spott und Geifer, Wortverheißer,
Klagelieder, schuppiges Gefieder
Hinterm Rücken Lachende
Wortverdreher, Fintenleger,
Jammertal der Narretei,
Scharlatane alle gleich
Pest durch Worte, Schimpf und Schande,
jedes Wort, gleich welcher Lande
Unverändert geht der Tag,
Tag ein Tag aus einher
Wer dem Rhytmus unterlag,
dem wurde es nicht schwer
Folge nun dem Pfad der Weihe
und werde gleich wie sie
Dann bist du an der Reihe,
zu lügen so wie nie
Pest durch Worte, Schimpf und Schande,
schmieden wir nun unsere Bande
“Mann muss heute schön sein.”
Tiefgreifende Überlegungen über eine Schönheitsoperation hegte ich bisher wirklich nicht. Na klar, im Alter ab 30 tun sich schon langsam kleinere Makelhaftigkeiten auf. Die Augen seien schattiert, der Magen sitzt nicht mehr nur im Bauch, das Haar verliert sich manchmal auf unergründlichen Wegen. Gott sei Dank tat sich mir das Prorrrsche-Magazin* “Prorrrsche Club Life 02/09* auf! (Das ich übrigens aus unerfindlichen Gründen zugeschickt bekomme) Denn es schafft Abhilfe in Form eines absolut als redaktionell zu erachtenden Artikels, dessen Überschrift Sie aus der Headline dieses Eintrags erlesen können.
Dann geht es weiter: “Studien belegen, dass mit der Attraktivität, der selbstbewussten Ausstrahlung die Erfolgschancen sowohl privat als auch beruflich steigen. Das gilt auch für Männer.” (Kommasetzung übernommen, Rechtschreibfehler unterstellt)
Den Fliesstext überlasse ich (fast) der freien Interpretation: “Welche Möglichkeiten (Fettung beibehaten. Red.) es gibt, dem nachzuhelfen erklärt Dr. Grrrharrt Fleischbastler* von der Specksarg Klinik*: “Zehn bis 15 Prozent der Behandlungen in der Specksarg Klinik* werden bereits bei Männern durchgeführt. Dabei plagen die Männer dieselben Sorgen wie die Frauen: Im Vordergrund stehen Falten, die sie älter wirken lassen, als sie tatsächlich sind, (Ach echt? Plattitüde unterstellt. Red.) gefolgt von vermehrter Fettlagerung an Bauch und Hüfte (Nur bei Rind und Schwein erwünscht. Red.). Dabei haben Männer den Wunsch, einfach gesund und vital zu wirken (Weitere Plattitüde? Red.), ohne einem Schönheitsideal nachzueifern (Ach ne! Ja… äh. Red.).” Egal welche Zone Ihres Körpers (Redaktion: Der Artikel springt nach Zitat-Ende in die direkte Anrede über) (Doppelkinn, Bauch u.a.) sich beim Blick in den Spiegel als tägliche Belastung für Sie erweist – das Expertenteam steht Ihnen gerne unterstützend zu Verfügung! (Ausrufezeichen. Bumm! Red.) Es sind die Fachärzte der Specksarg Klinik*, die Ihnen helfen können. (Hier trennt ein kleiner schwarzer Kasten die redaktionelle Arbeit von dem Anzeigenteil. Red.) Alle Informationen zu diesem Thema erhalten Sie auch direkt unter www.specksargklinik.de*
Hier endet der Artikel. Der Leser hat den Mehrwehrt, den Ratschlag zu erhalten, viel Geld für eine optische Illusion auszugeben, inklusive Risiken, oder sich zumindest einmal kritisch selbst zu beäugen und eventuell auch schlecht zu fühlen.
*Namen von der Redaktion aus schiss-rechtlichen Gründen geändert
Jeder ist sein böser Held
So! Noch ein Gedicht aus 2001, auch in Ton gefasst mit Pulco Blu.
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Schwere Sohlen schleifen durch den Sand
einer neuen Welt entgegen, wider den Verstand:
“Alles muss verheizet werden, schnell und elegant!”
Effizienzgeschult, benommen,
raubt man uns die Welt.
Nur sind sie auf den Hund gekommen,
wenn der Plan zerfällt.
Vom Geld zerquält,
da beugen sich die Massen,
fangen an die Welt zu hassen,
und jeden Mensch auf ihr.
Vom Fernsehen unterfordert,
quasselnd, ertränkt man sich mit Bier.
“Zurück zum Tier!”,
ruft man zu Ihnen.
Denn sie sollen nicht mehr dienen
Jeder ist sein böser Held.
Der Mensch
Hier ein Gedicht von mir geschrieben in 2001, ein paar Jahre später mit Pulco Blu in Ton gefasst. (Für alle Wichtigtuer: Mir ist gewiss das Grönemeyer sein Album/Track auch schon “Mensch” genannt hat, aber, ich war früher dran. Wer mich verklagen will, bitte: winkeladvokat[ä†]relaunchgermany.org)
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Große Taten habe ich vollbracht
Viel gesehen, viel gemacht
Städte aufgebaut, bewohnt, zerstört
Nun steh ich hier gestört…
An alle Zeitalter erinnere ich mich… verstört
Es war so wie man es sich denkt
Wenn man man sich zu viel einschenkt
Und dann, im Rausch, sich selbst ertränkt
Träume hatte ich einmal viele
Aber viel zu wenig nahe Ziele!
26 Knoten – Tiefenhygiene!
Weitere, bezeichnende Fernsehprotokolle gibt es hier: fluctibus.com/frensehprotokolle
Am Ende grämte die Schöpfung schon dem Anfang.
»Wenn die Früchte Fabeln tragen
Und die Fische nüchtern klagen
Bis die Gräten in die Höhe ragen
Wird ein Greis geboren werden
Der wandelt unter vielen Herden
Vom Anfang bis zum End auf Erden«
Am Ende grämte die Schöpfung schon dem Anfang. Großen Anklang fand der Widerhall der Hoffnung noch bevor er in die Fluchtpunkte des Horizonts zu fliehen gesuchte. Hin und her geschlagen wurden Ideen, Gedanken und Kreationen. Wie ranzige Butter verlief sich alles in einem Brei von undefinierbarer Quäkerei kondensierten Geschreis. Aufgebrachte, wütende Anführer positionierten sich am Markt um ihre Sonder-Heils-Angebote in alle vier Himmelsrichtungen hinauszuposaunen, so dass sich ihre selber so gequält klingenden Sprach- und Wortbotschaften über den ganzen Globus ergießen konnten.
»Unkraut wächst auf technisierten Pfaden,
jeder wollte jedem an den Kragen.
Lechzend nach des Abendmahles Gaben.
Schwer im Magen liegt es denen,
die sich nach viel mehr nun sehnen
und sich danach die Glieder dehnen.«
Was für ein Erwachen! Nach der Finsternis wo kein Raum mehr war. Eine blinde Welt im Sog der Partikelströme. Chemie im Gehirn und Licht und Schatten. Die klamme Droge nicht mehr und nicht weniger. Botenstoffe die sich gegenseitig aus der Reserve locken. Amöben kreuchen, keuchend über Bindehäute, welche die Informationen der Isolation durch Visualisierung zu kompensieren suchten. Riesige Wasserstoffgebälke zogen immerfort über den nichtigen Standort dieses Lebens tapfer hinweg. Der Horizont krümmte sich vor Schmerzen, besorgt über seine neueste Wetterausgeburt.